Familienbeinamen
Für viele der alteingesessenen Welschneudorfer Familien sind ergänzend zu den eigentlichen Familiennamen eine ganze Reihe sogenannter ‚Familienbeinamen‚ gebräuchlich. Die meisten dieser Beinamen sind etwa 100 bis 150 Jahre alt, in Einzelfällen sind allerdings auch deutlich ältere Beinamen (z. b. ‚Weikerts‘) belegt. Viele sind bereits auch wieder ausgestorben. Damit diese nicht vollständig in Vergessenheit geraten, möchten ich die Hintergründe zu diesen Familienbeinamen nach und nach im Rahmen der Erstellung des Ortsfamilienbuches Welschneudorf erforschen und dokumentieren.
Was also sind ‚Familienbeinamen‘? Es handelt sich hierbei nicht um klassische Spitznamen, sondern wie der Begriff bereits zum Ausdruck bringen soll um Bezeichnungen, die zusätzlich zum eigentlichen Familiennamen verwendet wurden.
In Welschneudorf finden wir seit der Wiederbesiedelung viele große Familienverbände wie z. b. die Familien Merz, Fetz, Labonte und Dommermuth. Da diese insbesondere im 19. Jahrhundert sehr stark gewachsen sind, kam es häufig zu Namensduplizitäten. In den Kirchenbüchern wurden die Namensträger ganz pragmatisch durchnummeriert (Josef Rath I, Josef Rath II, Josef Rath III). Demgegenüber haben sich umgangssprachlich zur Unterscheidung die Familienbeinamen entwickelt.
In vielen Fällen sind die Beinamen patronymisch, also in Ableitung vom Namen des Vaters (z. B. ‚Kowese‘ = Jakobs) entstanden, allerdings existieren auch gleichermaßen Familienbeinamen weiblichen Ursprungs (z. B. ‚Agnesse‘ oder ‚Julches‘). Andere Familienbeinamen sind auf den Beruf früherer Familienmitglieder zurückzuführen (‚Schneirersch‘). In vielen Fällen wurde auch einfach der ursprüngliche mütterliche Familienname als Familienbeiname weitervererbt (‚Stetenfelds‘, ‚Härtersch‘ oder ‚Links‘).
Da sich die familiären Verbindungen von Generation zu Generation stark vermischten und veränderten, wurden die Familienbeinamen häufig auch über die Wohnhäuser der Familien weitervererbt. So spricht man im Ort z. B. häufig auch von ‚Jahne-Haus‘ oder ‚Katte-Haus‘.
Es ist zu erkennen, dass es bei der Entstehung und Weitervererbung der Familienbeinamen keine festen Regeln gab. So gibt es zum Beispiel alleine für die Familie Fetz insgesamt 12 bekannte Familienbeinamen. Umgekehrt kommt es aber auch vor, dass sich ein und der selbe Familienbeiname im Laufe der Zeit auf mehrere Familienamen weitervererbt hat. So wurde z. b. der Beiname ‚Kowese‘ im Laufe der Zeit von der Familie Merz über die Familie Stetenfeld bis hin zur Familie Fetz weitervererbt. Der Familienbeinamen ‚Henesse‘ wiederum wird für die Familien Rath, Sprenger, Jung und Meuer gleichermaßen verwendet.
Ich werde die nebenstehende Übersicht der Welschneudorfer Familienbeinamen nach und nach vervollständigen und wünsche viel Spaß beim Eintauchen in die Welschneudorfer Familiengeschichte.
Orts- und Familienchronist Torsten Schwarz
Ergänzende Informationen zu den Welschneudorfer Familienbeinamen aus dem Kreise der Leser aber auch alte Ortsansichten oder Familienfotos sind jederzeit herzlich willkommen:
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